Auf der Suche nach sich: Bratislava

Pressburg. Auch, wenn der Name der slowakischen Hauptstadt Bratislava (Deutsch: Pressburg) wohl auf einen früheren Fürsten zurückgeht, scheint er recht gut zu beschreiben, wie uns die Stadt vorkommt: Irgendwie eingepresst. Man ahnt, dass Bratislava noch auf der Suche ist nach einer eigenen Identität, eingequetscht zwischen den großen Nachbarn Wien, Prag und Budapest und einer oft nicht selbstbestimmten Geschichte. Dass Bratislava im 10. Jahrhundert auch mal zu Bayern gehörte und kurz darauf als Hochzeitsgeschenk von Gisela von Bayern an die Ungarn ging, ist da nur eine kleine, lokalpatriotische Randnotiz.

 

Insgesamt fängt einen Bratislava jedenfalls nicht gleich auf den ersten Blick. Die Silhouette ist zu großen Teilen ein sozialistischer Plattenbauexzess. Das Wahrzeichen der Stadt, die Burg Bratislava, ist nach einem verheerenden Brand im 19. Jahrhundert eine eher seelenlose Rekonstruktion aus dem Jahr 1953. Und die wenigen historischen Gebäude in der Innenstadt werden von chinesischen Touristen geflutet. Der Čumil, die ziemlich kuriosen Bronzestatue eines Arbeiters, der verschmitzt aus einem fiktiven Kanal spitzt, ist jedenfalls kaum ohne eine fremde Touristenhand darauf zu fotografieren.

 

Aber man merkt der Stadt auch an, was für eine innovative Kraft in ihr steckt. Die junge Landeshauptstadt versprüht einen ganz eigenen Reiz. Witzige Kunstprojekte in der Alten Markthalle; alternative Cafés; Weinlokale in allen Ecken. Und dabei haben wir auch was neues entdeckt: Den Alibernet. Eine Rotweinsorte, die erst 1950 durch Kreuzung eines Alicante Bouschet und eines Cabernet Sauvignon in einer Forschungsstation für Weinbau in Odessa entstanden ist. Gar nicht schlecht. Ein Flascherl steht jetzt jedenfalls in unserem Wohnmobil. Zdola nahor!