Der 10.000-Kilometer-Plan

"Es ist besser etwas einmal zu sehen, als zehnmal darüber zu hören", lautet ein georgisches Sprichwort. Deshalb haben wir uns vorgenommen, Georgien selbst anzusehen. Mit dem Wohnmobil. Dummerweise liegt das ganz schön weit weg, dieses Georgien. Wir werden also Zeit brauchen. Drei Monate etwa, habe ich überschlagen. Wenn nichts dazwischenkommt. Und dazwischen, das sind hin und zurück rund 10.000 Kilometer und ein Dutzend weitere Länder: Österreich, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Griechenland, Albanien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Italien. Klingt nach einem Plan, oder? Also so ungefähr. Tatsächlich wissen wir nicht, was genau da auf uns zukommt. Lässt sich leider nicht so gut planen wie zwei Wochen Adria. Aber natürlich ist es auch das, was uns an der Sache reizt. Jetzt bereiten wir also vor, was man nur begrenzt vorbereiten kann.

 

Wir haben etwas Erfahrung mit Wohnmobilreisen. Einmal quer durch Frankreich, einmal die US-Ostküste und einmal die -Westküste entlang. Allerdings immer mit gemieteten Mobilen. Drei Monate mit einem Mietwagen durch ein Dutzend Länder mit unterschiedlichen Zoll-, KfZ- und Versicherungsbestimmungen? Das war mir dann doch etwas zu heikel. Also haben wir uns ein Wohnmobil gekauft.

 

Es ist wie ein kleiner Hauskauf: Man kriegt ein kleines Bad, eine kleine Toilette, zwei Schlafzimmer, eine Küche und ein Esszimmer. Und natürlich noch ein Auto dazu. Wenn man ein Wohnmobil mietet, ist das wie Airbnb. Alles ist schon eingerichtet. Wenn man es kauft, muss man alles erstmal selbst organisieren. Deshalb sind wir jetzt Experten: Acht verschiedene Gasadapter, Strom-Euro- und CEE-Stecker, rot-weiße Warntafel für den Fahrradträger - mit Typgenehmigung für Italien (Achtung: Fünf rote Streifen! Für Spanien und Portugal nur drei!). Das einzig wirklich Einfache: Für all diese Länder brauchen wir als Touristen kein extra Visum. Es lebe der EU-Pass! 

 

Und wir gönnen uns einen kleinen Abkürzer. Um nicht hin und zurück durch die Türkei fahren zu müssen (der nördliche Weg durch die Ukraine ist derzeit selbstredend nicht möglich), nehmen wir ostwärts voraussichtlich die Fähre übers Schwarze Meer, von Burgas in Bulgarien bis Batumi in Georgien. Drei Tage auf der "Drujba". Klein, spartanisch, praktisch. Die Passage haben wir gebucht, sofern Google-Translate die kyrillische Rechnung korrekt übersetzt hat. Alles andere wird sich finden. Hoffentlich. Es ist so eine Mischung aus mulmig und aufgekratzt, die uns derzeit umtreibt. Aber, genauso soll es ja sein vor einer Reise, oder?