Keine Vampire. Bisher haben wir außer einem Bündel Knoblauchzehen über einem Türeingang keinerlei Hinweise gefunden, dass Transsilvanien tatsächlich das Mutterland der Blutsauger ist. Stattdessen viel Traditionsbewusstsein, Improvisationstalent und eine herzliche Gastfreundlichkeit. Wir sind inzwischen in Cluj-Napoca angekommen, der inoffiziellen Hauptstadt der Region Transsilvanien, die man in Deutschland auch als Siebenbürgen kennt (die offizielle Hauptstadt ist Sibiu, wo wir noch hinfahren). Cluj jedenfalls ist eine entspannte, moderne Universitätsstadt, mit entsprechend vielen netten Hinterhofkneipen und kleinen Plätzen rund um die Uni.
Hier kann man in jedem Bus sein Ticket kontaktlos per EC-Karte kaufen, während die Elektroinstallationen der meisten Gebäude so aussehen, als ob über der Tür eine Kabeltrommel explodiert ist. Neben dem Hauptplatz gibt es ein kleines Apotheken-Museum. Hier kann man nicht nur das alte Cluj nacherleben, das schon früh ein kulturelles Zentrum war. Man erfährt auch viel über die Geschichte der Medizin insgesamt - was einen beim Anblick eines per Pedal angetriebenen Zahnarztbohrers schon etwas frösteln lässt.
Auf dem Weg hierher haben wir noch viel vom alten Rumänien gesehen - das eben immer noch auch das aktuelle ist: Pferdewagen in der Landwirtschaft. Traditionelle, holzgeschnitzte Eingangstore zu Höfen mit Hähnen auf Misthaufen. Im Norden stehen vor Häusern, in denen die Frau vergeben ist, Bäume mit bunten Email-Töpfen.
Dazwischen sieht man immer wieder bewohnte Luxusrohbauten, die offenbar gemächlich im Laufe von mehreren Jahren mit viel Eigenleistung und noch viel mehr Betonsäulen, Marmoreingängen und Plastikfenstern fertiggestellt werden. Ein Land, das ganz offensichtlich auf dem Weg ist. Englisch ist zwar für die meisten tatsächlich noch eine Fremdsprache. Auch in Rumänien hängt aber die Europaflagge praktisch neben jeder Landesfahne. Und die wehen hier reichlich.