Osmanen, Römer und Graffiti: Plovdiv

Wenn Ihr irgendwann mal nach Bulgarien kommt: Plovdiv nicht versäumen! Klingt wie eine österreichische Mehlspeise. Ist aber eine wirklich schöne Stadt im Süden des Landes. Nicht umsonst war Plovdiv 2019 europäische Kulturhauptstadt. Und während andere Städte diese Chance für allerlei Kulturgedöns nutzen, hat Bulgariens zweitgrößte Metropole ein wirklich stimmiges Innenstadtbild geschaffen. Zentrales Sakralgebäude ist hier tatsächlich mal keine orthodoxe Kirche - trotz orthodoxer Mehrheitsgesellschaft-, sondern eine Moschee. Der Bau aus osmanischer Zeit geht im Stadtzentrum eine wunderschöne Symbiose ein mit den toll restaurierten Resten einer römischen Arena. Mit viel Glas und einigen Illustrationen kann man sich wunderbar vorstellen, wie vor zweitausend Jahren hier Wagenrennen stattfanden.

 

Das Ganze geht nahtlos über in ein verwinkeltes Altstadtsystem aus kleinen Gassen mit vielen Kneipen, Restaurants und bunten Läden im ehemaligen Handwerkerviertel Kapana. Die Türkei ist nur gut hundert Kilometer entfernt. Was sich auf den Speisekarten widerspiegelt. Nur, mit einem Wohnmobil einen Parkplatz in der Innenstadt zu finden, ist eine - nennen wir es - Herausforderung. Wer allerdings auf der anderen Seite des Flusses Maritsa parkt, kann über eine erstaunliche Fußgängerbrücke ins Zentrum laufen. Mit Läden rechts und links, wie man sie nur aus mittelalterlichen Darstellungen oder "Game of Thrones" kennt. Allerdings mit mehr oder weniger modernem Trödel, von Plastikblumen bis zu Gothic-T-Shirts.

Kleiner Ausflugstipp außerdem: Etwa eine knappe Stunde südlich von Plovdiv liegt das Kloster Bachkovo. Eigentlich ein idyllisches Fleckchen, mit zwei lauschigen Innenhöfen. In einem steht eine über 300 Jahre alte chinesische Jujube, die dem Hof einen friedlichen Schatten spendet. Allerdings sollte man vielleicht nicht gerade an einem Sonntag herkommen. Denn das Kloster ist nicht nur ein touristisches Ausflugszentrum der Region. Auch viele Pilger kommen am Wochenende hierher, um in diesem Nationalheiligtum zu beten. Zudem muss man mit all den anderen Klosterbesuchern zunächst ein Spalier von Souvenirläden und Fressständen durchlaufen, bevor man in die Anlage selbst gelangt. Also vielleicht besser nicht am Wochenende. Und vielleicht auch nicht gerade bei 38 Grad im Schatten. Da hilft auch die Jujube nicht mehr so richtig viel.