Eine Kreuzfahrt ist es sicherlich nicht. Wer mit der Fähre von Burgas nach Batumi fährt, darf keine besonders hohen Ansprüche haben und muss Geduld mitbringen. Um 18 Uhr sollten wir zum Beladen da sein. Um 3.30 Uhr waren wir in unserer Kabine. Der Standard ist einfach. Und definitiv nichts für Vegetarier. Ein Mitreisender hat die Verpflegung an Bord „Fleischdiät“ genannt. Mit gekochten Würstchen zum Frühstück und zwei üppigen Fleischgerichten zum Mittag- und Abendessen. Jeweils je eine Stunde pünktlich ab 8 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr. Wer nicht da ist, hat Pech gehabt.
Die Fähre transportiert rund 150 Lastwagen, Transporter und Autos, die von Europa nach Zentralasien überführt werden. Passagiere sind quasi nur Beifang. Es gibt im Wesentlichen drei Kategorien von Passagieren: LKW-Fahrer aus Bulgarien, Georgien, Armenien und Aserbeidschan. PKW-Fahrer, die Autos überführen. Und ein paar wenige Touristen. Außer uns exakt noch zwei. Ein Ehepaar aus Heidelberg, das ebenfalls mit dem Wohnmobil unterwegs ist.
Entsprechend gibt es außer den drei Mahlzeiten auch kein Programm. Die Trucker vertreiben sich die Zeit mit auf Russisch übersetzten US-Actionfilmen, georgischer Schlagermusik, Backgammon, Bier und Vodka. Da wirkt das sozialistisch anmutende Plakat in der Kantine, auf dem ein im Anzug speisender Mann energisch einen Vodka zurückweist, schon fast lustig. Und wir? Wir lesen viel. Kein Internet. Rechts, links, vorne und hinten Wasser. Immerhin ist es ruhig. Das Schwarze Meer ist ungefähr so groß wie die Ostsee. Schwerer Seegang ist deshalb gottseidank eher selten. Highlight der Fahrt: Delfine im östlichen Schwarzmeer.
Nach drei Tagen erreichen wir Batumi. Eine auf den ersten Blick modern anmutende Hafenstadt. Nach der Unabhängigkeit haben die Georgier versucht, hier eine Art „Las Vegas am Kaukasus“ aufzubauen. Hat nur zum Teil funktioniert. Zwar gibt es eine äußerst lebendige Strandpromenade, mit Riesenrad, Süßigkeiten-Ständen und Partybooten. Verschleierte Frauen flanieren neben aufgebrezelten Russinnen.
Der Glamour zerbröselt aber schon, wenn man über die mehr als holprige Straße zum Strand geht. Zwischen deutschen Luxuskarossen cruisen Schrottkübel ohne Kotflügel. Auch die Luxuskarossen übrigens nicht selten von Russen. Die halten zwar mit Abchasien und Südossetien etwa ein Fünftel des Landes besetzt. Trotzdem sind sie im restlichen Teil des Landes offenbar häufige und gerngesehene Urlaubsgäste. Georgien zwischen Ost und West.