Der rasante Weg aus der Isolation: Albanien

Albanien ist ein eigenartiges Land. Mehr als 40 Jahre war der Mittelmeerstaat nach dem zweiten Weltkrieg fast vollständig abgeschottet. Die meiste Zeit unter dem paranoiden, stalinistischen Diktator Enver Hoxha. Nach dessen Tod öffnete sich Albanien vorsichtig - um gleich wieder kräftig auf die Nase zu fliegen. Die Albaner hatten im Zuge der neuen, kapitalistischen Möglichkeiten ihr frisch angespartes und von vielen Auslands-Albanern in die Heimat geschicktes Geld zu großen Teilen in halbseidene und leider völlig unkontrollierte Investmentfirmen investiert. Mitte der 90er gingen diese nach dem Schneeballsystem arbeitenden Abzockbuden pleite. Die Folge war der sogenannte "Lotterieaufstand", der das Land vollends ins Chaos stürzte und sogar die UN auf den Plan rief. Das ist jetzt gerade mal gut 25 Jahre her. Seitdem sind die Albaner vorsichtiger mit dem Kapitalismus. Und erfolgreicher. Zumindest der Tourismus brummt, wie wir feststellen konnten.

Noch immer ist Albanien sichtbar arm. Das Pro-Kopf-BIP ist nicht mal halb so groß ist, wie das von Bulgarien (das seinerseits noch weit unter dem EU-Durchschnitt liegt). Aber das Land scheint auf einem rasanten Öffnungskurs. Im malerischen Gjirokaster im Süden des Landes etwa  unterscheidet sich der "Basar" im Ortszentrum kaum noch von den touristischen Zentren anderer Urlaubsländer: Volle Restaurants, die auf Speisekarten mit mehr Fotos als Text "traditional Food" anbieten, Cafés, Kneipen, Souvenirläden. Geldautomaten fressen acht Prozent Kaution. Ein Liter Diesel kostet rund 1,80 Euro (und ist damit in Europa nur noch in Liechtenstein und der Schweiz teurer). 

 

Dabei ist Gjirokaster sowas wie ein touristischer Rohdiamant. Schon 1961 wurde die Stadt offiziell zur "Museums-Stadt" erklärt. Dadurch entging Gjirokaster dem vermeintlich modernen, sozialistischen Bauwahn der 70er Jahre. Viele alte Gebäude, wie das Zekate-Haus eines Verwalters von Stadtfürst Ali Pasha aus dem frühen 19. Jahrhundert, sind heute noch erhalten und teilweise sehr schön renoviert. Zwischen den teils unglaublich steilen, winzigen Stein-Gassen sieht man leider aber auch immer wieder völlig verfallene Häuser. Noch profitieren offenbar nur einige vom neuen Wohlstand. Aber man hat so das Gefühl: In zehn Jahren wird sich Albanien kaum noch von Nachbarländern wie Griechenland oder Kroatien unterscheiden. Wer also noch etwas Ursprünglichkeit erleben will: Jetzt oder nie!