Tirana ist nicht gerade das, was man als dezent bezeichnet. Da ist der kitschige "Amor"-Tempel mit Goldstatuen für die pompöse Glamourhochzeit; da ist das neue Sofitel im Zuckerbäcker-Protzstiel mit albanischen Heldenstatuen; im Zentrum der Stadt liegt der eher nackte, dafür umso größere Skanderbeg-Platz mit überdimensionalem, sozialistischem Propagandabild. Wenn man noch die rumpeligen Vororte, die völlig verstopften Straßen und die eher willkürlich über der Stadt verteilten Hochhäuser dazu nimmt, könnte man auch sagen: Tirana ist ganz schön hässlich.
Natürlich kommt das nicht von ungefähr. Fast ein halbes Jahrhundert Selbstisolation unter einem stalinistischen Diktator und eine weitgehend am Boden liegende Wirtschaft waren sicher keine guten Städteplaner. Und die Tiraner arbeiten auch sichtbar daran, die größten Altlasten loszuwerden. So wurde das unmittelbar nach dem Tod von Diktator Hoxha errichtete pyramidenförmige Museum zu seinen Ehren inzwischen umgebaut und zu einem Kultur- und Lernzentrum umfunktioniert. Aus dem lange geheim gehaltenen Atomschutzbunker unter dem Innenministerium wurde "Bunk´art 2". Eine Mischung aus Kunstausstellung und Aufarbeitung des Geheimdienstterrors während der Diktatur. Vor jedem Ministerium hängt neben der albanischen auch noch die EU-Flagge. Hübscher macht das Tirana leider nicht. Aber zumindest der Weg scheint eingeschlagen.